Sobald von der „Ninja“ gesprochenwird, wissen Motorradfreunde ganz genau, worum es geht –um den Technologieträger aus dem Hause Kawasaki –
Bereits seit 30 Jahren ist die Ninja-Reihe am Markt und hat in dieser Zeit viel bewirkt. Der Einfluss auf das Segment der Sportmotorräder war und ist enorm. Längst ist die Ninja zu einer eigenen Marke avanciert.
Dabei sah es für den Namenszusatz zunächst nicht gut aus, Kawasaki wollte sein neuestes Sportmotorrad im Jahr 1984 zunächst GPZ 900 R nennen. Diese Form der Namensgebung war bis dahin innerhalb der Branche eine Art Standard – und die meisten Hersteller wagten es noch nicht einmal an eine Abweichung zu denken.
Die eigentliche Idee, der GPZ 900 R einen Namenszusatz zu verpassen, ging von der Niederlassung in den USA aus. Die Amerikaner wollten den Motorrädern ergänzende Namen verpassen, um die damit verbundenen Vorteile zu nutzen – Beinamen sind leichter zu merken und verbessern die Kommunikation. Die klassischen Motorradbezeichnungen, bestehend aus Buchstaben- und Zahlenkombinationen, boten kein gutes Marketingpotential.
Namensvorschlag aus den USA
Auf den Beinamen „Ninja“ kam Mika Vaughn, der seinerzeit als Marketing Director in der besagten US Niederlassung arbeitete. Der Manager hatte es sich einige Jahre zuvor nicht nehmen lassen, seinem Segelboot diesen Namen zu verpassen. Er meinte, der Name würde auch zu einem Motorrad passen, zumal das Rennbike auch noch aus Japan kommt und somit eine ideale Verbindung hergestellt wird.
Im Marketingumfeld ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Unternehmen von Agenturen beraten lassen. Die damals verantwortliche Agentur schlug den Namen „Panther“ vor, welcher die Amerikaner letztlich nicht überzeugen konnte. Mike Vaughn hielt an seiner Idee fest und schaffte es letztlich, seine Kollegen ebenfalls für den Beinamen „Ninja“ zu begeistern. Wer nun meint, dass die Geschichte hiermit ihr Ende findet, liegt jedoch falsch, denn die endgültige Entscheidungsgewalt lag bei der Unternehmenszentrale in Japan.
Skepsis in der Konzernzentrale
Dort war es wiederum so, dass ein Anfreunden mit dem Namen Ninja ungemein schwer fiel. Das japanische Management entschied sich gegen den Vorschlag, was für die amerikanischen Mitarbeiter zunächst einen großen Rückschlag bedeutete. Diesbezüglich gilt es zu wissen, dass der Begriff „Ninja“ in Japan unterschiedlich wahrgenommen wird. Er wird keinesfalls nur mit agilen Kämpfern in Verbindung gebracht, sondern in so manchem Kontext auch mit der japanischen Mafia. Genau aus diesem Grund sprach sich das Management in der Unternehmenszentrale gegen den Namen aus. Das Flaggschiff des Unternehmens sollte solch einen Namen nicht tragen – an einen Technologieträger mit anrüchigem Namen war nicht zu denken.
Allerdings ließen die Amerikaner nicht locker und begannen damit, Unterstützer in der Konzernzentrale zu finden. Bei jedem Meeting nutzten Vaughn und seine Kollegen die Gelegenheit, um auf die Stärke ihres Namensvorschlags hinzuweisen. Es bedurfte unzähliger Gespräche und vor allem einer hartnäckigen Taktik, damit doch noch eine Umsetzung erfolgen konnte. Vaughn gibt selbst zu, dass auch außerhalb des offiziellen Dienstwegs so einige Register gezogen wurden, damit eine Umstimmung gelingen konnte – und ganz besonders die japanischen Kollegen, die in den USA gearbeitet haben, wirkten auf die Kawasaki Mitarbeiter in Japan ein.
Heute dürften die Japaner mehr als froh sein, eine damals sehr mutige Entscheidung getroffen zu haben. Noch im Jahr 1984 wurde ein Doppelsieg bei der Tourist Trophy eingefahren, der dem Bike zu erstem Ruhm verhalf. Heute ist der Name längst Kult und von Kawasaki nicht mehr wegzudenken.
Quelle Foto: Tourenfahrer.de