… und schauen, welche Wellen das schlägt. Ein Bobber auf dem Weg vom Verbrenner zum E-Motorrad. |
Müssen E-Motorräder immer modern, clean oder gar steril daherkommen? Schließlich ist der Elektromotor älter als der Verbrennungsmotor und das darf man dem Bike auch ansehen. So dachten einige Freunde in Köln und die Rheinländer schufen ein betörendes Gerät. Inspirierend für das Design waren die legendären längseingebauten 4-Zylindermotoren von Henderson und Indian. Hier wurde der Metallkörper allerdings, der statt Zylinder und Kolben den Akku beherbergt, vertikal verrippt, um gleichzeitig die Formensprache klassischer Transformatoren zu zitieren. Die drei antiken Isolatoren krönen das Gehäuse und betonen die Ästhetik frühindustrieller Elektroanlagen.
Der Vorteil der E-Motoren: Sie sind bei gleicher Leistung kleiner und leichter als ihre Verbrenner-Pendants und so kann man Sie auch völlig anders platzieren. Hier entschied man sich für einen seitlichen Einbau. Da der Motor lediglich rund 4 Kilo wiegt, ist das fahrdynamisch kein Problem und gibt bei der Gestaltung neue Möglichkeiten. Die Motorverkleidung ist von Norbert Büsch gedengelt, wirkt aber durch die Oberflächenbehandlung wie ein Grauguss-Element.
Die Basis ist eine DKW RT 125, die so erfolgreich war, dass Sie auf der ganzen Welt kopiert wurde. In Amerika hieß Sie Harley Davidson Hummer, in England BSA Bantam, in Japan Yamaha YA 1 und in der Sowjet-Union Mokwa oder Minsk. Eine solche Minsk, von der roten Armee nach Ende des kalten Krieges achtlos in der damaligen DDR zurückgelassen, wurde von Frank und Bodo Krull in ihrer Motorradwerkstatt in Wustrow, Mecklenburg-Vorpommern, auf Wunsch Ihres Kölner Freundes Jürgen Becker zum Bobber umgebaut. Der Kölner Kabarettist stachelte danach seine Freunde im Rheinland dazu an, das Motorrad zu elektrifizieren.
So hat die verrostete Minsk, die um ein Haar auf dem Schrott gelandet wäre, eine steile Karriere hingelegt. Welche 125er kann das schon von sich behaupten? Vielleicht animiert Sie sogar noch mehr begabte Biker, auch über 70 Jahre alte Motorräder noch einmal auf E-Antrieb umzubauen. Denn statt zwischen Petrolheads und E-Fans zu spalten, verbindet die Minsk etwas: Das Beste aus zwei Welten.
Ein filmischer Eindruck vom Projekt (in englischer Sprache – aber trotzdem verständlich…)
- Alle Infos zum Thema und die Quelle der Bilder sind von juergen-becker-kabarettist.de
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