Navigation mit Android Smartphones

Glaubt man der Statistik, besitzen über 20 Millionen Nutzer in Deutschland ein Smart­phone. Rund 40 Prozent dieser Geräte arbeiten auf Basis des Android-Betriebssystems von Google. Wir wollten wissen, ob sie auch als Navi taugen, wenn sie über GPS verfügen.

Ursprünglich ging es den Herstellern um die Etablierung ortsbezogener Dienste, so genannter »Location Based Services«. Daher verfügen viele Smartphones über einen GPS-Empfänger, meist in Form eines A-GPS-Chips.

Mit der passenden Software, kurz App genannt, können die mobilen Kleincomputer fast alles. Und so liegt es nur nahe, die smarten Telefone in vollwertige Navigationsgeräte zu verwandeln. Ab Werk bringen die Android-Geräte bereits einige Google-Anwendungen mit, allen voran »Google Maps«. Der Kartendienst zeigt die eigene Position wahlweise auf einer Karte, einem Satellitenbild oder einer Überlagerung von beidem in der »Hybrid«-Ansicht. Die Suche findet Adressen und »Points Of Interest« (POI) wie Tankstellen oder Restaurants, zu denen man sich auch eine Wegbeschreibung erstellen lassen kann.

Vorsicht vor hohen Roamingkosten bei Online-Anwendungen

Relativ jung ist »Google Navi­ga­tion«. Die Navigationslösung kann man aus »Maps« heraus starten, um direkt mit Anweisungen und Sprachausgabe zum Ziel geführt zu werden. Die Anfrage zur Routenberechnung wird an einen Server im Internet geschickt. Auch die Karten werden stets aktuell aus dem Netz geladen.

Eine Datenverbindung ist bei dieser Online-Lösung also zwingend notwendig und eine Flatrate mehr als sinnvoll. Gerade im Ausland gilt bei der Nutzung allerdings besondere Vorsicht, denn hier fallen schnell sehr hohe Kosten an.

In der Praxis funktionieren Adresssuche, Routenberechnung und die Navigation mit Sprachausgabe und dem Laden der Karten selbst bei schwachen Mobilfunkverbindungen so beeindruckend schnell und flüssig, als würden die Daten direkt im Gerät generiert.

Die Alternative: Karten auf dem Telefon speichern

Wer grundsätzlich lieber zu einer Offline-Lösung tendiert, sollte sich das Angebot von Navigon oder Sygic ansehen. Beide können auch ohne Online-Verbindung arbeiten, denn der Kartensatz wird auf Speicherkarten oder im Telefonspeicher abgelegt. Die App von Navigon konnte im Test sogar einen kurzzeitigen Abbruch des GPS-Empfangs problemlos überbrücken, ohne die Navigation zu unterbrechen.

Neben den umfassenden Navigations-Apps mit der Möglichkeit zur sprachgeführten, straßengenauen Orientierung gibt es auch eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen für Outdoor-Sportler. Oft geht es dabei um das Aufzeichnen von Strecken und Wegpunkten. Vom schlichten Kompass bis hin zur umfangreichen Sammlung topografischer Karten bleiben kaum Wünsche offen. Gerade Apps, die Topo-Karten verarbeiten, können für Endu­risten sehr interessant sein.

Die Auswahl ist riesig

Bei Android ist das Angebot an Navi-Apps mittlerweile fast ebenso groß und unübersichtlich wie im App-Store von Apple. Die Android-Apps sind aber oftmals kostenfrei oder deutlich günstiger. Bei manchen Apps, wie etwa »Google Maps«, gibt es sogar die Möglichkeit, Routen, Tracks oder Wegpunkte über internetbasierte Dienste mit dem heimischen Rechner abzugleichen und sie dort weiterzubearbeiten. Eine vollwertige Routenplanung mit Zwischenzielen gibt es aber nicht.

Stromversorgung aus der Bordsteckdose

Um mit dem Smartphone auf dem Motorrad sinnvoll navigieren zu können, benötigt man zunächst einmal Strom, denn die GPS-Chips sind sehr energiehungrig. Dafür bietet der Zubehörhandel Ladekabel für Pkw, die aber alle einen Stecker für Zigarettenanzünder besitzen. Bei Hein Gericke etwa gibt es dafür Adapter auf gängige Motorradsteckdosen. Die Smartphones selbst kann man in Halterungen oder im Kartenfach eines Tankrucksacks unterbringen.

Da die Displays unter deutlichen Einspiegelungen bei starker Sonne leiden und schon wegen ihrer Größe nur schwer abzulesen sind, ist es sinnvoll, mit der Sprachausgabe zu fahren. Am einfachsten gelangt der Ton wahlweise über kabelgebundene Headsets in den Helm oder komfortabler via Bluetooth.

Exkurs: Was ist A-GPS?

Smartphones verfügen heute fast alle über GPS-Module. Das ist ebenso praktisch wie naheliegend, doch leider gibt es bauartbedingt einige Probleme.

Moderne und sehr leistungsfähige GPS-Chips wie etwa die SiRF-Empfänger in Garmin- und TomTom-Navis liefern auch unter schlechten Emp­fangsbedingungen noch sehr genaue Ergebnisse, benötigen aber nach dem Start eine gewisse Zeit, bis sie Kontakt zu den Satelliten aufgenommen haben und eine Position errechnen können. Zudem ist der Energiehunger dieser Chips relativ hoch.

Die 31 GPS-Satelliten senden alle 30 Sekunden Infos zu Uhrzeit, Standort, Datum, Identifikationsnummer und Korrekturen. Um nun ihren eigenen Standort zu bestimmen, müssen GPS-Empfänger die geeigneten Satelliten und deren Daten herausfiltern. Dazu sind in jedem Empfänger die Frequenzen und Codes aller aktiven GPS-Satelliten hinterlegt, der so genannte »Almanach«.

Nach dem Einschalten vergleicht der Empfänger die von den Satelliten gesendeten Daten mit seinem Alma­nach, was selbst bei gutem Empfang zwischen 40 Sekunden und mehreren Minuten dauern kann. Hat das GPS mehrere Stunden seine Position nicht bestimmt oder wurde das Gerät ohne Empfang einige Kilometer bewegt, verlängert sich die Positionsbestimmung zusehends. Meist kommt in Mobiltelefonen das so genannte A-GPS oder »Assisted GPS« zum Einsatz. Es soll zunächst einmal für eine deutlich schnellere Ortsbestimmung sorgen.

Die »Unterstützung«, die das GPS-Modul dabei erhält, kann auf zwei Arten erfolgen: Anhand der Funkzelle, bei der das Telefon eingebucht ist, ist der ungefähre Au­fenthaltsort bereits bekannt. Durch Messungen der Signallaufzeiten von anderen in der Nähe befindlichen Mobilfunkmasten kann die Position weiter präzisiert werden. Der Empfang von mindes­tens drei Basisstationen ist erforderlich, um den Standort relativ eindeutig zu ermitteln.

Diese Art der Ortsbestimmung funktioniert in GSM- und UMTS-Netzen sowie mit W-LAN Einwahlpunkten. Voraussetzung ist aber, dass möglichst viele Referenzpunkte in Form solcher Einwahlpunkte vorhanden sind. Die Methode funktioniert also deutlich besser in dicht besiedelten Gebieten und im innerstädtischen Bereich. Im Wald oder an Orten, wo auch der Mobilfunkempfang schlecht ist, funktioniert sie nicht.

Bei guter Anbindung ist dafür aber auch eine ungefähre Positionsbestimmung in Gebäuden möglich. Die so ermittelte Position kann verwendet werden, um den Suchbereich für die Satellitensignale einzugrenzen und somit die Positionsbestimmung via GPS deutlich zu beschleunigen.

Bei einer weiteren Variante des A-GPS werden die Almanach-Daten im GPS-Empfänger über das Mobilfunknetz von stationären Referenzempfängern mit guter Sicht zum Himmel aktualisiert. Mit dieser Methode ist die Positionsbestimmung ebenfalls deutlich schneller möglich, allerdings setzt sie beim Mobiltelefon guten Datenempfang und eine ungefähre Kenntnis der eigenen Position voraus.

In Mobiltelefonen, die klein und leicht sein sollen, ist kaum Platz für empfangsstarke GPS-Module. Bei unseren Tests mit Samsung »Galaxy S«, »Galaxy S plus« und Google »Nexus« hatten wir oftmals überraschend schnell eine sehr exakte Positionsbestimmung. Allerdings waren die Akkus der Handys schnell entleert.

QuelleText und Bild: Tourenfahrer.de


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