(cs.) „Es macht Spaß, sowas zu fahren.“ Das hat Marcel S. gesagt, der seit gestern im Dresden vor dem Kadi steht. Der 25-Jährige weiß, wovon er spricht, er hat ausgesprochen viel Erfahrung. |
Denn binnen eines Jahres pilotierte er eine Ducati, eine Yamaha R1, eine KTM 690 Duke und eine MV Agusta. Keines der Motorräder gehörte ihm, obwohl er drei davon selbst gekauft oder verkauft hatte. Allerdings unter falschem Namen und mit ausgesprochen gut gefälschten Papieren, so dass den Käufern und Verkäufern – darunter Motorrad-Händler in Worbis (Thüringen) und Thüngersheim (Unterfranken) – nie etwas aufgefallen ist. Die vierte Maschine, die KTM, mietete er bei einem Vertreter der Marke in Erfurt. Sie wurde nie zurückgegeben. Im Mittelpunkt der folgenden Geschichte steht aber eine Ducati, die S. im Juni des vergangenen Jahres bei dem Händler in Worbis bestellt hatte. Dabei legte er gefälschte Papiere und eine falsche Lohnbescheinigung vor und nannte sich „Sebastian Klimke“. Er bekam das Bike.
Dabei war ihm gar nicht unbedingt am Motorradfahren gelegen, er brauchte Geld. Viel Geld. Für seinen Drogenkonsum und wohl auch den seiner Freundin, einer Jurastudentin. Der 25-Jährige gehörte zu einer sechsköpfigen Bande, haben Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt. Dabei war der gebürtige Bornaer wohl das kleinste Licht. Die Bande handelte mit Motorrädern und Autos, um davon den Drogenkonsum zu finanzieren. Mehrfach war S. bereits der Polizei aufgefallen, unter anderem beim Verkauf der Yamaha. Die Bande flog schließlich kurz nach einem Unfall in Dresden im vergangenen Jahr auf, der damals auch Thema in allen Medien war. Nicht, weil es sich um einen besonders schweren Unfall handelte, sondern weil der Unfallfahrer flüchtete und seine Maschine, eine Ducati, an Ort und Stelle liegen ließ. Gleich nach der Karambolage auf der Fetscherstraße in Striesen sprang er auf die Duc, die Marcel S. fuhr, gemeinsam entkamen die zwei Männer. Das alles passierte am 15. Juli (wie man in diesem Bericht nachlesen kann).
Eine reichliche Woche später ging S. dann der Polizei in Riesa ins Netz. Dort wohnte er bei seiner Mutter und hat am 23. Juli einen Termin im Amtsgericht an der Lauchhammer Straße geschwänzt. Daraufhin suchte ihn die Justiz per Haftbefehl. S. war sich seiner Sache so sicher, dass er mit der Ducati, die ihm ja gar nicht gehörte, zur gleichen Zeit in der unmittelbaren Nachbarschaft unterwegs war. Dabei stoppte er in einer Tankstelle gleich neben dem Amtsgericht, um in den Shop zu gehen. Die Polizei suchte bereits nach ihm und bog ebenfalls in die Tankstelle ein, um den Fahrer der Ducati zu überprüfen, die dort stand. S. sprang auf die Maschine, wollte flüchten, krachte mit dem Bike aber gegen den Dienstwagen der Beamten. Dann klickten die Handschellen.
Marcel S. räumte gestern alle Taten ein. Das Landgericht verurteilte den 25-Jährigen schließlich zu drei Jahren Gefängnis. Dabei wurden auch seine Vorstrafen mitbedacht. Mit der Bande, zu der Marcel S. gehörte, haben die Ermittler noch länger zu tun.
Übrigens: Marcel S. ist die ganze Zeit Motorrad gefahren, ohne den Führerschein dafür zu haben.
Quelle: Christoph Springer – Unkorrekt – der DNN-Blog