Lieferprobleme im Ural

(csp.) Diese Motorradmarke hat ein Problem. Es befindet sich rund 1.500 Kilometer entfernt vom Werk. Und es hat Auswirkungen, die fast 2.000 Kilometer weit wirken. |

„Roter Oktober“ heißt dieses Ural-Modell. Zu haben ist es derzeit schwer oder gar nicht. Foto: Irbitski Motozikletny Sawod

Diese Bikes sind etwas Besonderes. Urtümliche Technik, einst abgekupfert von deutschen Maschinen, man kennt sie fast ausschließlich mit Beiwagen und ihre Fahrer gelten als besonders verwegen. Ural heißt die Marke und ihr Ursprung entspricht ihrem Namen. Gebaut werden die Motorräder im Ирбитский мотоциклетный завод, dem Irbit Motorradwerk. Es befindet sich in Irbit im Süden des Ural-Gebirges, einer Stadt mit knapp 39.000 Einwohnern. Sie ist Luftlinie rund 1.500 Kilometer entfernt von Moskau, von der Stadt, von der der Krieg in der Ukraine ausgeht. Die Motorradbauer in Irbit spüren ganz unmittelbar die Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine.

„Das Ural-Werk hat die Produktion vorerst eingestellt“, berichtet Hari Schwaighofer, Chef der Ural Motorcycles GmbH im österreichischen Marchtrenk. Schwaighofer ist Generalvertreter der russischen Marke in Europa, also auch für Deutschland. „Es finden sich keine Frachttransporte, die fertige Ware aus Russland zu uns bringen“, erklärt er und fügt hinzu, viele Teile der Maschinen stammten ja nicht mehr aus Russland, sondern aus anderen Ländern.

Laut Wikipedia gehören dazu unter anderem Keihin-Vergaser und Denso-Lichtmaschinen aus Japan, Zündanlagen von Ducati Energia und Brembo-Scheibenbremsen aus Italien sowie ZF-Sachs-Stoßdämpfer und Herzog-Zahnräder aus Deutschland.

Schwaighofer bekommt zwar offenbar noch Teile, aber Wesentliches fehlt. „Auch der Transport nach Russland ist nun unterbrochen“, sagt er zur aktuellen Situation, Ural suche „fieberhaft Wege nach und aus Russland“. Das sei aber „schwierig und extrem teuer“. Das belegt der Ural-Chef aus Österreich mit einem Beispiel. „Derzeit ist ein Ersatzteil Paket vom Ural Werk zum Importeur nach Japan unterwegs, das wiegt sechs Kilo.“ Der Transport laufe per Flugzeug über Dubai. Die Fachtkosten: 900 Euro.

Probleme gibt es laut Schwaighofer auch beim Transport fertiger Maschinen in die USA, übrigens das Haupt-Abnehmerland für die Bikes aus Irbit. „40 fertige Motorräder für Kunden in den USA stehen in Bremen und können nicht verschifft werden, weil der deutsche Spediteur die Ausfertigung der Zollpapiere verweigert.“ Die Spedition sanktioniere russische Ware, „obwohl es derzeit keine EU Sanktionen gegen russische Motorräder gibt“. Ein Fakt mit dem die Firma in Österreich ebenso wie die 16 deutschen Händler leben muss, die laut der Internetseite der Ural Motorcycles GmbH die kantigen Beiwagenmaschinen in Deutschland verkaufen.

Quelle: Unkorrekt – Dresdner Betrachtungen nach Redaktionsschluss
Foto: Irbitski Motozikletny Sawod


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