Beim Tourismusverband Sächsische Schweiz knallten die Korken: 20.000 Facebook-Fans und sein neues “Urlaubsmagazin 2013″ hat der Verband in der ersten Novemberhälfte gefeiert. Das Magazin hat “128 Seiten, gefüllt mit atemberaubenden Bildern, Neuigkeiten, Highlights aber auch Klassiker, Tipps, Serviceadressen und und und”, preisen die Macher ihr Gratisblatt, 200.000 Exemplare wurden gedruckt. Ein kurzer Blick in das Heft offenbart – Motorradfahrer werden darin stiefmütterlich behandelt. Gerade mal eine magere Textseite wurde ihnen gewidmet, dazu gibts drei eher nichtssagende Fotos und eine Liste mit sechs Übernachtungsvorschlägen.
Nachfrage bei Verbandsgeschäftsführer Tino Richter: ” Mit welchen Veranstaltern/Anbietern/Organisatoren von Motorradtouren haben Sie bei der Erstellung dieses Artikels zusammengearbeitet und wer hat den Artikel geschrieben?” Die Antwort: “Leider engagiert sich kein spezialisierter Veranstalter /Organisator von Motorradtouren in unserem Verband. Die inhaltliche Zuarbeit und der Tourenvorschlag kamen von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen.”
Der Bericht ist eine ziemlich dröge Beschreibung einer Tour durch die Sächsische Schweiz – keine spezifischen Motorradtipps, keine Formulierungen, die Lust auf die Strecke machen oder gar zeigen, dass der Autor weiß, was für Motorradfahrer entscheidend ist. Dazu Fotos von – natürlich – “Harley”-Fahrern mit nicht zugelassenen Helmen und (natürlich unvermeidlich) eines Motorradfahrers vor der Semperoper. Heft zu, fertig! Hotelempfehlungen für Motorradfahrer gibts auch anderswo, gute Tourempfehlungen sowieso. Entweder stand da jemand auf der Leitung zwischen der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen (TMGS) und der Tourismusgesellschaft Sächsische Schweiz oder Motorradfahrer sind wenigstens im Elbsandsteingebirge keine sonderlich erwünschte Urlaubergruppe.
Wer nur ein wenig im Internet sucht, findet locker und schnell bessere Routen und genauere Hotelangaben. Ursache der stiefmütterlichen Behandlung von Motorradfahrern in diesem Urlaubsmagazin könnte die Tatsache sein, dass laut “Qualitätsmonitor Deutschland” der Anteil an Gästen, die mit dem Motorrad anreisten, 2011 in der Sächsischen Schweiz bei zwei Prozent lag, wie Geschäftsführer Richter mitteilte. Man könnte es aber auch genau andersherum sehen: Diese zwei Prozent zeigen, dass es auf diesem Gebiet noch viel Potenzial gibt. Dieses Potenzial ließe sich womöglich (besser) erschließen, würde in Hochglanzveröffentlichungen wie dem “Urlaubsmagazin 2012 – Naturschönheit Elbsandsteingebirge” mehr Wert auf die Berücksichtigung der in der Regel überdurchschnittlich solventen “Zielgruppe Motorradfahrer”.
- Ein Hinweis an den Tourismusverband Sächsische Schweiz: In Dresden gibt es unter anderem den Verein Sachsenbike und den Motorradreiseveranstalter ALMOTO. Ob sich die Zusammenarbeit mit einem solchen Veranstalter lohnt, könnte vielleicht die TMGS sagen.
Quelle: Unkorrekt – der DNN-Blog