Beim Kauf eines neuen Motorradhelms überfordert eine schier unüberschaubare Auswahl so manchen Zeitgenossen. Wer einige wichtige Tipps beherzigt, der findet zielsicher den zu ihm passenden Motorradhelm.
Mit den ersten Sonnenstrahlen stellen Motorradfahrer häufig fest, dass ihr Helm verschlissen ist und ausgedient hat. Dann ist Ersatz fällig. Bei der Suche nach einem neuen „Hut“ gilt es jedoch, einige Gesichtspunkte zu beachten, um im Nachhinein vor unliebsamen Überraschungen gefeit zu sein.
Bikers Helm ist der Lebensretter Nummer eins für Motorradfahrer, deshalb sollte er die Prüfnorm ECE 22/05 erfüllen. Neue Motorradhelme im Handel müssen zwingend eine ECE-Norm 22/05 aufweisen. Die Prüfnorm, die unter anderem den bestandenen Aufschlagtest signalisiert, erkennt man an einem entsprechenden Einnäher auf dem Kinnriemen. Der zeigt ein großes „E“ samt der Nummer des Genehmigungslandes in einem Kreis. Beginnt die Nummer darunter mit „05“, so handelt es sich um die aktuelleste Norm 22/05.
Vor dem Kauf muss man sich über das gewünschte Helmkonzept klar sein. Zur Wahl stehen Vollintegralhelme, Klapphelme sowie Jet- und Endurohelme. Besten Schutz bieten die Vollintegral-Varianten. Die mit hochklappbarem Kinnteil ausgerüsteten Klapphelme sind praktisch und gerade bei Brillenträgern sehr beliebt. Jet-Helme verzichten gänzlich auf ein Kinnteil und in vielen Fällen auch auf ein Visier, was eine zusätzliche Brille gegen den Fahrtwind nötig macht. Cruiser- und Rollerfahrer greifen gern auf diese Bauart zurück. Zu guter Letzt bietet der Handel noch Crosshelme an, die angesichts ihrer offenen Bauform und dem weit nach vorn gezogenen Kinnteil entsprechend gut durchlüftet werden und sich damit auch für den schweißtreibenden Sporteinsatz im Gelände eignen. Die Sonnenblende am Crosshelm kann auf der Straße bei höheren Geschwindigkeiten allerdings zu hohem Winddruck führen.
Bei der Helmschale kommen Thermoplaste und Duroplaste zum Einsatz.
Erstere werden in Spritzgussverfahren hergestellt und sind damit preisgünstiger. Allerdings altern sie schneller. Spätestens nach vier Jahren ist ein Thermoplasthelm auszutauschen. Die im Laminatverfahren produzierten Duroplaste und Verbundwerkstoffe wie GFK oder Karbon hingegen sind alterungsbeständiger, bruchfester und häufig leichter, aber auch teurer.
Hier wird nach spätestens sieben Jahren ein Ersatz fällig.
Das Größenspektrum reicht bei den meisten Herstellern von XS, das entspricht der Hutgröße 52/53, bis XXL oder 62/63. A & O bei einem Helm ist die Passform. Denn kein Teil der Ausrüstung kann dem Fahrer das Leben so sehr zur Hölle machen wie ein drückender oder schlecht sitzender Helm: Hier darf es keine Kompromisse geben. Denn ein Biker, der mit sich selbst und seiner Ausrüstung hadert, wird schnell unaufmerksam. Die kurze Anprobe im Laden reicht oft nicht aus. Am besten, man fragt den Verkäufer, ob er eine Probefahrt erlaubt. Positiver Nebeneffekt: Man stellt so noch vor dem Kauf fest, wenn die „Mütze“ im Luftstrom starken Auftrieb erfährt, zu starker Geräuschentwicklung neigt oder ungewollte Zugluft ins Innere lässt.
Letzteres kann gerade an kalten Tagen nerven oder zu tränenden Augen führen.
Bei einer Nachtfahrt lassen sich auch störende Einspiegelungen im Visier entlarven. Eine Probefahrt zeigt auch, ob die Belüftungsdüsen funktionieren, denn hier liegt häufig einiges im Argen.
Der Helm darf auch bei längerem Tragen nicht drücken. Da sich das Innenfutter im Laufe der Zeit noch etwas setzt, darf der Helm anfangs ruhig ein wenig spannen, aber nicht drücken. Bewegt er sich beim Kopfschütteln nennenswert auf dem Haupt hin und her, so ist er zu groß gewählt. Bei korrekt eingestelltem und geschlossenem Kinnriemen darf sich der Helm nicht durch Hochziehen an der hinteren Helmkante vom Kopf lösen, denn sonst könnte der Träger den Kopfschutz bei einem Unfall verlieren. Brillenträger müssen zur Anprobe ihre Sehhilfe zur Hand haben und diese probeweise „einfädeln“.
Für manche hochwertigen Helme werden übrigens Innenkomponenten in verschiedenen Größen angeboten, mit denen sich die Passform optimieren lässt. Ein Blick durchs Visier auf eine gerade Linie, beispielsweise eine Regalkante, zeigt, ob sich optische Verzerrungen einstellen. Um bei Regen oder Kälte Beschlag zu vermeiden, bietet es sich an, auf ein Doppelvisier zurückzugreifen. Dabei wird mit zwei Pins oder per Klebeverbindung ein kleineres Innenvisier eingefügt. Das sorgt für eine isolierende Luftschicht zwischen den beiden Bauteilen, die das Beschlagen zuverlässig verhindert.
Viele Helme warten mittlerweile ab Werk mit solchen Visieren auf, häufig finden sie sich auch im Zubehörprogramm des Herstellers zum Nachrüsten. Zur Helmschale hin muss das Visier mit einer Gummilippe abgedichtet sein. Wird an dieser Nahtstelle Schaumstoff verwendet, so tritt über kurz oder lang Regenwasser ins Innere.
Ist eine engere Wahl getroffen, so sollte man sich die Anbauteile näher betrachten. Die Visiermechanik muss sauber rasten, die Lüftungsschieber müssen fest eingesetzt sein und sich auch mit Handschuhen leicht bedienen lassen. Ein Plus kann der Helm für sich verbuchen, wenn das Innenfutter angenehm zu tragen ist oder aus Funktionsfasern wie beispielsweise Coolmax besteht. Noch besser, wenn sich die Innenausstattung entfernen und in der Waschmaschine reinigen lässt. Der Kinnriemen darf nicht am Hals drücken, denn bei einem Sturz könnten Verletzungen die Folge sein. Hier gibt es je nach Geschmack verschiedene Verschlüsse. Häufig kommen Steckschlösser mit einstellbarem Kinnriemen zum Einsatz, daneben gibt es noch Ratschenverschlüsse und Doppel-D-Ringe. Letztere haben den Sicherheitsvorteil, dass bei einem Sturz keine klobigen Vorrichtungen dem Hals zum Verhängnis werden können.
Das Gewicht der Kopfschutzes variiert je nach Material, Ausstattung und Größe zwischen einem und 1,7 Kilogramm. Auch das ist wichtig für die Sicherheit, denn je schwerer der Helm, desto größer sind die Beschleunigungskräfte, die auf die Halswirbelsäule wirken.
Sind diese Faktoren geprüft, so steht einem Kauf nichts mehr im Wege. Die letzte Entscheidung gilt nun der Frage: Unifarbe oder Dekor? Letztere kosten meist Aufpreis, sehen aber recht schick aus. Die Preise variieren zwischen gut 50 Euro für eine billige Jethelmvariante und knapp 1 000 Euro für hochwertige High-tech-Karbon-Hüte mit jeder Menge Ausstattung.
Quelle: Kfz-Auskunft.de