Biker im Visier

Das Wirtschaftsministerium will den Motorrad-Lärm im Müglitztal begrenzen. Dabei setzt es nicht nur auf Schilder |

© Egbert Kamprath
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Noch herrscht Ruhe im Müglitztal und am Kleinen Brenner. In ein paar Wochen, wenn der Winter wirklich vorbei ist und die Sonne wieder lacht, ist das nicht mehr so. Denn dann beginnt die Biker-Zeit.

Für die Anwohner der Müglitztalstraße heißt das: Es beginnt die Lärm-Zeit. Denn ein Teil der Biker liebt es, laut über die Straßen zu fahren und das besonders an sonnigen Wochenenden. Im Müglitztal regte sich schon vor Jahren Protest gegen den Biker-Lärm, in Mühlbach wurde sogar die Interessengemeinschaft Müglitztal gebildet, die dagegen kämpft.

In Lauenstein ist das bisher unterblieben, obwohl die Anwohner auch hier klagen, vor allem über die illegalen Motorradrennen auf dem Kleinen Brenner und den dadurch verursachten Lärm. Um den einzudämmen, haben sich einige Lauensteiner und die Mitglieder der Interessengemeinschaft an die Polizei, das Landratsamt und das für den Verkehr in Sachsen zuständige Wirtschaftsministerium gewandt.

Nachdem die Müglitztaler lange vertröstet wurden, scheint nun etwas in Gang gekommen zu sein. Das Ministerium hat sich des Themas angenommen. In diesem Jahr soll das Verkehrsaufkommen untersucht werden, um Maßnahmen zu ergreifen, kündigt das Ministerium an. Das erste sichtbare Zeichen davon ist die großflächige Plakataktion zum Thema Motorradlärm.

Tempolimits sollen getestet werden

Dazu wurden acht verschiedene Schilder am Kleinen Brenner und an der Müglitztalstraße aufgestellt, sagt Kathleen Brühl vom Wirtschaftsministerium. Eins zeigt einen Jungen, der mit einem Teddy schläft. Darunter steht gut lesbar: „Ruhe! Lärm tut weh.“. Auf einem anderen Schild ist ein Mädchen zu sehen, das ihren rechten Zeigefinger vor den Mund hält. „Vergiss mein nicht. Lärm macht krank!“ steht darunter. Einige der Schilder haben ein Display, auf dem kurze Sätze und Zahlen angezeigt werden können. Doch das allein wird die Motorradfahrer, die zum Rasen und zu den illegalen Rennen ins Müglitztal fahren, nicht davon abhalten. Deshalb sind noch weitere Maßnahmen geplant.

Welche, darauf will man sich im Ministerium noch nicht festlegen. Zunächst will das Ministerium wissen, wann und wie viele Motorradfahrer am Kleinen Brenner und auf der Müglitztalstraße unterwegs sind. Dazu soll es mehrere Verkehrszählungen auf beiden Straßen geben. Außerdem sollen „geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen getestet werden“, sagt Frau Brühl. Das wird ausgewertet.

Biker tunen ihre Räder lauter

Im Umweltbundesamt begrüßt man, dass das Ministerium aktiv wird. „Lärm erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Dr. René Weinandy, Leiter des Fachgebietes Lärmminderung im Verkehr beim Umweltbundesamt. Gesetzlich ist es schwierig, den Motorradlärm per Zulassung zu verringern. Zwar werden für jedes Motorrad Typ-Prüfwerte festgelegt, wie laut es sein darf, maximal sind es 77 Dezibel. Doch das sind Testwerte, in der Realität können diese Werte je nach Betriebsart viel höher liegen. Das passiert beispielsweise, wenn Motorradfahrer in einem niedrigen Gang sehr schnell fahren.

Manche finden es eben cool, wenn das Motorrad laut ist. Andere manipulieren den Auspuff. „Geschulte Polizisten hören so etwas“, sagt Weinandy. Mithilfe eines Schallmessgerätes sowie durch eine technische Überprüfung vor Ort kann das den Fahrern auch nachgewiesen werden. Sie werden verpflichtet, den Urzustand herzustellen. Stilllegen können sie das Motorrad jedoch nicht, sagt Weinandy. Andere Biker kaufen sich im Ausland lautere Auspuffanlagen und montieren diese an ihr Fahrzeug. Rechtlich ist das eine Grauzone. Weinandy ist skeptisch, ob es gelingen kann, das in Kürze gesetzlich zu unterbinden.

Das Wirtschaftsministerium hat indes schon zwei Möglichkeiten geprüft, wie der Motorradlärm gemindert werden könnte. Beide wurden verworfen, sagt Referentin Alexandra Kruse. So wird es auf der Müglitztalstraße kein Fahrverbot für Motorräder geben. Denn dazu fehlt die gesetzliche Grundlage. Auch der Einbau von sogenannten „Rüttelstreifen“ kommt nicht in Betracht, da diese im Freistaat Sachsen ausschließlich nur „zur Entschärfung von Unfallhäufungsstellen zum Einsatz“ kommen. Nun darf man gespannt sein, welche Maßnahmen das Wirtschaftsministerium nach Abschluss des Verkehrsversuches unternehmen wird.

Quelle Text und Bild: sz-online.de


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