Die von Verkehrsminister Schnieder (CDU) geplante Führerscheinreform soll die Kosten für die Fahrschulausbildung spürbar senken. Um wieviel günstiger der »Lappen« tatsächlich wird, bleibt offen. |
Gute 3.000 Euro für den Autoführerschein, rund 2.000 Euro für eine Motorradfahrerlaubnis der Klasse A: Fahrschüler müssen tief in die Tasche greifen, um endlich selbst mobil zu sein. Je nach Region, Fahrschule und individuell benötigter Fahrstunden kann die Rechnung auch etwas günstiger ausfallen – oder deutlich teurer.
Führerschein in Deutschland am teuersten
Die Unterschiede sind jedoch marginal, wenn man die Kosten für die Fahrschulausbildung in Deutschland mit den Werten anderer Ländern vergleicht. Da steht Deutschland nämlich gemeinsam mit den Niederlanden an der Spitze. Gerademal 600 Euro kostet der Führerscheinerwerb in Polen, in Italien ist man mit rund 1.300 Euro dabei, in Frankreich und Großbritannien werden jeweils etwa 1.600 Euro für den Pkw-Führerschein fällig.
Auch wenn man der deutschen Fahrschulausbildung eine besonders hohe Qualität attestieren möchte, bleiben die hohen Kosten ein enormes Hindernis auf dem Weg zur individuellen Mobilität.
Reformziel: Straffung und Entbürokratisierung der Ausbildung
Aus diesem Grund will Verkehrsminister Schnieder (CDU) die Kosten für den Erwerb der Fahrerlaubnis nun »deutlich senken«, wie sein Ministerium ankündigt. Hierzu haben Schnieders Beamten ein Maßnahmenbündel entwickelt, das durch strukturelle Maßnahmen die Kosten reduzieren soll. Das sind:
- Kürzung des Fragenkatalogs um ein Drittel
- Wegfall der Präsenzpflicht (spart Raumkosten)
- Einsatz von Simulatoren statt teurer Sonderfahrten
- Verkürzung der praktischen Prüfung von 45 auf 25 Minuten
- Weniger Bürokratie für Fahrschulen
Keine konkreten Preisvorgaben
Die Gesetzesänderungen sollen in der ersten Hälfte des Jahres 2026 auf den Weg gebracht werden. Minister Schnieder hat jedoch keine konkreten Preisziele genannt und betont, dass der Bund keine Preisvorgaben machen wird. Fahrschulen dürfen ihre Preise auch künftig selbst festlegen. Wenn Miete, Energie oder Spritkosten weiter steigen, könnten diese Einsparungen schnell wieder verpuffen.
Das sagen die Fahrlehrerverbände
Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände unterstützt die Kürzung des Fragenkatalogs für die theoretische Prüfung. Kurt Bartels, Vizevorsitzender der Bundesvereinigung, äußerte, dass eine Entschlackung der Theorie die Motivation der Prüflinge heben könne, ohne den Wert der Prüfung zu mindern.
Bartels sieht vor allem in der Anzahl der Fahrstunden einen zentralen Kostentreiber und befürwortet eine kompaktere Ausbildung mit verpflichtenden Lernzielkontrollen. Er ist überzeugt, dass bei einer verschulten Ausbildungsstruktur Fahrstunden gespart werden können.
Allerdings warnen die Fahrlehrerverbände auch vor unrealistischen Erwartungen: Bartels kritisiert »Horrorzahlen« von 4.000 Euro und aufwärts als Basis für die politische Diskussion als sehr verzerrt.
Bei Simulatoren für die Fahrausbildung sieht Bartels Herausforderungen, da Verkehr ein Sozialsystem sei und viele Dinge mit Verhalten und Einstellung zu tun hätten.
Was bedeutet das für die Motorradausbildung?
Einige der geplanten Maßnahmen könnten sich kostenmildernd auf die Fahrschulausbildung von Motorradfahrern auswirken. Allerdings sind Motorradsimulatoren deutlich weniger verbreitet als Pkw-Simulatoren, so dass auf diesem Feld kaum Einsparungen zu erzielen sein werden. Es bleibt auch die Frage, inwieweit ein Simulator überhaupt die authentische Erfahrung auf einem Motorrad mit seiner komplexen Fahrdynamik ersetzen kann. Welche konkreten Einsparungen bei künftigen Aspiranten auf den »Einser« ankommen, bleibt also abzuwarten.
- Quelle Text und Bild: Tourenfahrer.de
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